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Bundeswehrmission im Irak: Die Verlängerung und ihre Hintergründe

Von Jürgen Dirrigl

Die Bundesregierung hat kürzlich angekündigt, die Bundeswehrmission im Irak um ein weiteres Jahr zu verlängern. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf diese Entscheidung und erklärt die Hintergründe dieser Mission.

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Deutschland prüft weitere Waffenlieferungen an Kurden im Nordirak

(Bildquelle: dtj-online)

20 000 Gewehre und 1000 Panzerabwehrraketen hat die Bundeswehr den Kurden im Nordirak schon geliefert. Von der Leyen schließt bei einem Besuch in der nordirakischen Metropole Arbil weitere Hilfe nicht aus.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen prüft weitere Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak für ihren Kampf gegen die Terrororganisation IS. „Wir haben einen gemeinsamen Feind, und deswegen ist es so wichtig, dass wir geschlossen mit aller Kraft gegen diesen gemeinsamen Feind vorgehen“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag nach einem Gespräch mit Kurden-Präsident Massud Barzani in Arbil. Die Wünsche der kurdischen Peschmerga-Armee werde sie mit nach Berlin nehmen und mit ihren Kabinettskollegen besprechen.

Die Bundeswehr hat bereits 1800 Tonnen Waffen und Ausrüstung an die Kurden geliefert, darunter 20 000 Gewehre und 1000 Panzerabwehrraketen. In den nächsten Tagen sollen 3000 Schutzanzüge für atomare, biologische und chemische Waffen, 2000 Schutzmasken, Funkgeräte und Sanitätsmaterial hinzukommen. Darüber hinaus wünschen sich die Peschmerga aber auch weitere Waffen. Barzani äußerte sich öffentlich aber nicht dazu.

Vor allem die Panzerabwehrraketen vom Typ „Milan“ sind für die Kurden wichtig, weil damit rollende Bomben – mit Sprengstoff beladene Lastwagen – zerstört werden können. Aber auch die Sturmgewehre G36 und G3 sind gefragt. Viele der 150 000 Peschmerga-Kämpfer sind noch mit Kalaschnikow-Gewehren aus Sowjetzeiten ausgerüstet.

Von der Leyen besuchte in Arbil auch das Ausbildungscamp, in dem 95 deutsche Soldaten zusammen mit Verbündeten aus sieben Ländern kurdische Kämpfer ausbilden. 4700 Kämpfer haben das Training bereits durchlaufen.

Die CDU-Politikerin hatte bereits am Montag politische Gespräche in der irakischen Hauptstadt Bagdad geführt. Dabei ging es unter anderem um mögliche russische Luftangriffe gegen den IS auch im Irak. Die irakische Regierung hat sich jüngst offen dafür gezeigt. Im September wurde in Bagdad ein Informationszentrum gegründet, an dem neben Russland auch der Iran und Syrien beteiligt sind.

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Iraks Armee verliert die Stadt Ramadi an die Aufständischen

(Bildquelle: AMEPRES/euronews-screen/mag)

Iraks Armee hat einen schweren Rückschlag erlitten: Gegen die islamistischen Aufständischen ging am Wochenende die Stadt Ramadi verloren.

Ramadi liegt im Westen des Landes; es ist die Hauptstadt der Provinz Anbar, die ebenfalls weitgehend von den Aufständischen beherrscht wird.

Im Kampf gegen die Islamisten half auch die westliche Unterstützung aus der Luft nichts:

Auf Bitte der irakischen Regierung habe man in den letzten 72 Stunden in und um Ramadi neunzehn Angriffe geflogen, teilte ein Militärsprecher mit.

Beim Kampf um Ramadi seien fünfhundert Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher des Provinzgouverneurs.

Zwischen sechs- und achttausend Menschen sind demnach auf der Flucht. Viele sind auf dem Weg nach Bagdad, wo sie aber an der Bsibis-Brücke über den Euphrat aufgehalten werden.

Der Gouverneur von Anbar sagte, man verhandele mit der Regierung darüber, dass die Flüchtlinge weiter in andere Landesteile dürften.

Andere Milizen, die an der Seite der Armee gegen die Aufständischen kämpfen, haben inzwischen in Habbanijah, nahe Ramadi, mehrere tausend Kämpfer zusammengezogen.

Auch Iran verspricht jede Art von Hilfe im Kampf, sollte Iraks Regierung darum bitten. Das sagte Ali Akbar Velayati, ein Berater des iranischen geistlichen Führers.

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Irak: Ramadi im Tausch gegen Tikrit?

(Bildquelle: picture-alliance/dpa)

Im Kampf um Anbar kontrolliert der IS jetzt fast die gesamt Provinz westlich von Bagdad. Iraks Premier Abadi befiehlt verstärkten Einsatz von Schiitenmilizen. Birgit Svensson mit Eindrücken aus Falludscha.

Die „Straße der Oliven“ in Abu Ghraib ist menschenleer. Nur vor dem Gebäude der Fakultät für Landwirtschaft, einer Ausgliederung der Universität von Bagdad, bewegt sich eine Handvoll Studenten mit schnellen Schritten auf den Eingang zu. Das Fabrikgelände nebenan, das einst Iraks größte Milchproduktionsstätte war, ist ebenfalls verwaist. Gewiss haben die Einwohner Angst vor Daesh, ist der erste Gedanke. Das arabische Wort für die Terrormiliz IS, den selbst ernannten „Islamischen Staat“, ist seit einem Jahr in aller Munde. Angst und Schrecken dominieren, seitdem die finsteren Typen das Land zwischen Euphrat und Tigris überfielen und ihren eigenen Staat ausriefen. Diesen wollen sie nun ausbauen, mit Brachialgewalt.

„Nein, nein“, beschwichtigt ein Uniformierter am Kontrollpunkt, „es liegt nicht an Daesh, dass kein Mensch zu sehen ist“. Der junge Mann deutet gen Himmel, wo die Mittagssonne im Zenit steht und am Boden fast 40 Grad im Schatten verursacht. Abu Ghraib ist die erste Stadt der Provinz Anbar, wenn man von Bagdad aus Richtung Westen fährt. Schon mehrere Male ist sie von IS angegriffen worden. Falludscha ist bereits seit Anfang 2014 in der Hand der Terrormiliz. Die vor zwei Tagen gestartete Offensive soll nun auch die Provinzhauptstadt Ramadi unter ihre Kontrolle bringen.

Schiitenmilizen in Sunnitenprovinz

Um zu Brigadegeneral Ali Abdul Hussein Khadim zu gelangen, müssen insgesamt elf Kontrollpunkte passiert werden, obwohl sein Hauptquartier nur knapp 50 Kilometer von Bagdad entfernt liegt. Weitere 30 Kilometer sind es nach Ramadi. Seit Sonntagabend weht dort die schwarze IS-Fahne auf dem Gouverneurspalast. Es scheint, als wolle Daesh Rache üben für die Vertreibung aus Tikrit Ende März. Soll die verlorene Hauptstadt der Provinz Salahuddin nun gegen die Provinzhauptstadt Anbars eingetauscht werden?

Seit dem Auftsieg des IS war Iraks größte Provinz eine Hochburg des Islamisten. Jetzt aber sollen ganze 90 Prozent der Provinz in ihrer Hand sein. Lediglich Abu Ghraib ist noch verschont geblieben. Am Montagmorgen hat Iraks Premier Haider al-Abadi den Befehl gegeben, Schiitenmilizen zum Kampf um Ramadi zu entsenden. Am Mittag sind die Checkpoints schon gemischt besetzt. Sunniten und Schiiten versehen gemeinsam Dienst. Das war ursprünglich so nicht vorgesehen, denn in der mehrheitlich von Sunniten bewohnten Provinz Anbar sind die Schiiten nicht gut gelitten. Grund ist der ehemalige schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki, der seine sunnitischen Landsleute immer mehr vom politischen Prozess ausschloss und sogar die Armee zuvorderst mit Schiiten besetzte. Die über ein Jahr dauernden Proteste friedlicher Sunniten wurden ignoriert, ihre Forderungen in den Wind geschossen. Schließlich verbündeten sich die sunnitischen Kräfte in Anbar mit den Radikalen des IS gegen die Regierung in Bagdad. Der Kampf um Anbar wurde zur sunnitischen Sache erklärt. Doch die Lage ist so ernst, dass der neue Premier nun alle verfügbaren Kräfte einsetzen will.

Allerdings scheint er sich der Brisanz seiner Entscheidung bewusst zu sein. Um den religiösen Konflikt nicht noch einmal aufflammen zu lassen, wurden in Abu Ghraib und anderswo in der Provinz große Plakate aufgestellt, die die Einwohner auf die Präsenz der Schiitenmilizen vorbereiten: „Wir dienen allen Irakern“, verkünden die schiitischen Geistlichen, Großajatollah Ali al-Sistani und Sayed Ammar al-Hakim. Auch Premier Abadi tut alles, um die Situation nicht wieder eskalieren zu lassen. Als letzte Woche Mitglieder einer Schiitenmiliz im Bagdader Sunnitenviertel Adamija Feuer legten, war der schiitische Premier sofort zur Stelle um zu schlichten. Zwischen 2006 und 2008 kam es vor allem in der irakischen Hauptstadt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Religionsgruppen, weithin als Bürgerkrieg bezeichnet. Tausende wurden getötet, Hunderttausende flohen. Jetzt versuchen die Mitglieder des extremistischen IS den alten Konflikt wieder aufleben zu lassen, indem sie die Schiiten als Ungläubige bezeichnen, die es zu töten gelte.

Idylle im Krieg gegen Daesh

Zurück in Anbar kommt der General von einer Inspektion des Frontabschnitts zurück, den er zu verantworten hat. Sein Gebiet reicht vom Stadtrand Bagdads bis nach Germa, einem Vorort von Falludscha, wo die Frontlinie mit dem IS verläuft. Alles, was dahinter liegt, ist Daesh-Land oder das „Kalifat“, wie IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi es nennt und damit an die sunnitische Urform eines Staatsgebildes erinnert. Die Lage sei ruhig, berichtet der 1,68 Meter kleine und 46 Jahre alte Brigadekommandeur der irakischen Armee und setzt kurz sein purpurrotes Barett ab. Während in seinem Büro die Klimaanlagen surren, knallt die Sonne auf die Gartenidylle, die sich der Kommandeur und seine Offiziere geschaffen haben. Vögel zwitschern im offenen Käfig, zwei Straußvögel laufen stolz umher, Katzen streunen, ein Hahn kräht am helllichten Tag. Die Surrealität des Krieges ist auf diesen wenigen Quadratmetern versammelt.

Ali Abdul Hussein Khadim (mitte), rechts einer seiner Offiziere und links Reporterin Birgit Svensson (Bildquelle: DW/B. Svensson)
Ali Abdul Hussein Khadim (mitte), rechts einer seiner Offiziere und links Reporterin Birgit Svensson (Bildquelle: DW/B. Svensson)

Ali Abdul Hussein Khadim kommandiert die Al-Muthanna-Brigade, eine der fünf Armeeeinheiten, die zum Schutz der Hauptstadt rings um Bagdad stationiert sind. Von allen Verteidigern der Hauptstadt hat er den schwierigsten Job, weil sein Gebiet bis nach Falludscha reicht. Khadim muss Abu Ghraib schützen und den Internationalen Flughafen, ebenfalls ein begehrtes Angriffsziel der IS-Terroristen. Sein Vorgänger ist bei den Gefechten ums Leben gekommen. Alles in allem seien die Kampfaktionen von Daesh militärisch gesehen jedoch eher schwach, meint Khadim. Die Propaganda sei das stärkste, was sie zu bieten hätten. Damit sei auch das wiederholte Weglaufen von Soldaten der irakischen Armee zu erklären, was jetzt in Ramadi erneut geschah.

Den Gegner kleinzureden ist Taktik und stärkt die Moral der Truppe. Denn schätzungsweise die Hälfte der Soldaten der irakischen Armee ist mittlerweile desertiert, wie man an Kadhims Truppenstärke erkennen kann. Die Brigade besteht aus 3462 Soldaten der regulären irakischen Armee und 3186 schiitischen Freiwilligen, die gegen die sunnitische Terrororganisation kämpfen wollen. Auch wenn der General mit Nachdruck betont, dass auch Sunniten und Christen in seinen Reihen zu finden seien, überwiegen die Schiiten doch bei weitem. Auf der Fahrt zurück nach Bagdad fällt die Militärbasis Habanija auf. Dort hätten am Montagmittag junge Rekruten vereidigt werden sollen.

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Irak/Iran: Iran bietet sich als Retter gegen IS an

(Bildquelle: Getty Images/AFP/H. M. Ali)

Der Fall von Ramadi ist eine große Niederlage für die irakische Regierung. Tausende Schiiten-Milizionäre rüsten sich zur Rückeroberung. Der schiitische Iran zeigt sich bereit, im Irak eine größere Rolle zu spielen.

Das Mullah-Regime in Teheran würde nicht zögern, sich noch stärker im Nachbarland Irak zu engagieren, in dem die Terrorarmee des so genannten „Islamischen Staats“ (IS) neue militärische Triumphe feiern kann. Würde die Regierung in Bagdad den Iran um Hilfe bei der Vertreibung des IS aus der strategisch wichtigen Stadt Ramadi ersuchen, werde man dem auch nachkommen, versprach Ali Akbar Velajati, ein Berater des obersten geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei, im Reuters TV. Er sei sich sicher, dass Ramadi, ebenso wie Tikrit, aus der Hand der sunnitischen Extremisten befreit werde. Zur gleichen Zeit führte der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan überraschend Krisengespräche mit irakischen Führern in Bagdad.

Mehrere Schiiten-Milizen marschierten derweil auf die Provinzhauptstadt Ramadi zu. Sie zogen ihrer Kämpfer etwa 30 Kilometer östlich der Stadt in einer Militärbasis zusammen. Dem Iran als selbsterklärter Schutzmacht der Schiiten werden enge Verbindungen zu diesen schlagkräftigen Gruppen (Artikelbild) nachgesagt. Die USA gehen zudem davon aus, dass der Iran Luftangriffe gegen den IS im Irak geflogen hat. Irans Präsident Hassan Rohani hatte jüngst einen „Regionalpakt“ gegen den IS angeregt.

Der Einsatz der schiitischen Milizionäre an der Seite der Regierungseinheiten ist höchst umstritten, da in der Provinz Anbar Sunniten leben und wiederholt auch unter Übergriffen der Schiiten zu leiden hatten.

Kalifat des Terrors

Die IS-Extremistenarmee hatte Ramadi am Sonntag überrannt. Es ist ihr größter militärischer Erfolg seit dem Beginn der Gegenoffensive im vergangenen Sommer. IS-Kämpfer sollen vorgestoßen sein, um die Gegenoffensive der Schiiten abzufangen.

Bei den Gefechten um die Stadt sollen mehr als 600 Menschen getötet worden sein, Soldaten und Zivilisten. Die Dschihadisten suchten bei Großrazzien nach Polizisten und regierungsfreundlichen Stammeskämpfern, verlautete aus der Verwaltung der Provinz Anbar. Etwa 8000 Menschen hätten die Flucht angetreten. In dschihadistischen Internetforen heißt es, die Stadt sei „von Abtrünnigen gesäubert“ worden.

Für die irakische Armee und das von den USA geführte Bündnis, das die Soldaten mit Luftangriffen, Waffen und Ausbildung im Kampf gegen die Islamisten unterstützt, ist die Eroberung Ramadis ein schwerer Rückschlag. Die Provinzmetropole war eine der letzten Städte in dem Wüstengebiet an der Grenze zu Saudi-Arabien, Syrien und Jordanien, die die Regierung in Bagdad noch unter ihrer Kontrolle hatte.

Wieder sollen Regierungssoldaten vor der Übermacht der IS-Armee geflohen sein.

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Syrien/Irak: Das ist die blutige Bilanz zu einem hart umkämpften Wochenende

(Bildquelle: Youssef Badawi/epa/keystone)

Bei Gefechten zwischen Truppen von Präsident Assad und der Miliz Islamischer Staat (IS) in der antiken Oasenstadt Palmyra im Zentrum Syriens starben Dutzende Kämpfer beider Seiten. Am Sonntag wurde der IS von Regimetruppen aus Palmyra zurückgedrängt.

Laut einer Meldung von Agence France-Presse (AFP) sollen Hunderte Menschen bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein.

Die IS-Milizen waren am Wochenende zunächst weiter auf das Zentrum von Palmyra vorgerückt, das von Assad-Truppen gehalten wird. Sie gelangten damit in unmittelbare Nähe des berühmten Unesco-Weltkulturerbes.

Nach Darstellung des regimetreuen Gouverneurs der Provinz Homs, Talal Barasi, drängten die Regierungstruppen den IS am Sonntag aber wieder aus seinen Positionen am Rand von Palmyra und von den umliegenden Hügeln zurück. Die Ruinen im Südwesten der Stadt seien unbeschädigt, sagte der für die antiken Stätten zuständige Regierungsvertreter Maamun Abdulkarim.

Unklare Machtverhältnisse in der Stadt

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihre Berichte aus Informationen von Aktivisten in Syrien schöpft, bestätigte am Sonntagnachmittag, dass die Regimetruppen die IS-Miliz aus Palmyra zurückschlugen. Dies sei vor allem dem Einsatz schwerer Artillerie zu verdanken gewesen, hiess es.

Mit dem IS-Vormarsch sehen Beobachter und Experten die gut erhaltene Tempelstätte aus dem ersten Jahrhundert nach Christus als extrem bedroht. Sie gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Berichten zufolge war die Stätte bereits 2012 und 2013 bei Kämpfen beschädigt worden.

Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr schon einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Ruinen der Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Im Museum von Mossul zertrümmerten sie wertvolle Statuen aus assyrischer Zeit.

IS-Vormarsch auf irakische Stadt Ramadi

Im Irak überrannte der IS am Sonntag die letzten Stellungen der Regierungsarmee in der westirakischen Provinzhauptstadt Ramadi. Die IS-Verbände brachten den südlichen Bezirk Malaab am Sonntag vollständig unter ihre Kontrolle, bestätigten Sicherheitskreise in Bagdad.

Bei der jüngsten Offensive auf Ramadi schickte der IS mehrere Angriffswellen mit von Selbstmordattentätern gesteuerten und mit Sprengstoff beladenen Autos auf Stellungen der Regierungstruppen, die danach nur noch wenige Positionen halten konnte.

In dschihadistischen Internetforen hiess es, die «Soldaten des Kalifats haben die ganze Stadt Ramadi gesäubert». Dutzende irakische Sicherheitskräfte seien getötet worden und hunderte «Abtrünnige» geflohen. Als Abtrünnige bezeichnet der IS Angehörige sunnitischer Stämme, die mit der Regierung in Bagdad verbündet sind.

US-Spezialkräfte töten IS-Anführer

US-Eliteeinheiten haben nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz getötet. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für die Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen, teilte Verteidigungsminister Ashton Carter am Samstag mit.

Nach Medienberichten war der Getötete ein Tunesier, der bereits 2003 in den Irak gezogen war, um sich dem damaligen sunnitischen Widerstand gegen die US-Besatzung anzuschliessen. Abu Sajjafs Frau, Umm Sajjaf, wurde bei der Aktion in Gewahrsam genommen.

Türkei schiesst syrischen Helikopter ab

Die türkische Luftwaffe schoss am Samstag nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Ismet Yilmaz einen syrischen Helikopter ab. Yilmaz sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu, der Helikopter sei gut elf Kilometer tief in den türkischen Luftraum eingedrungen.

Das syrische Staatsfernsehen meldete, es habe sich um eine ferngesteuerte Drohne gehandelt, also um ein Fluggerät ohne Besatzung an Bord.

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Irak: Irakische Jesiden – ein verzweifeltes Volk in Flüchtlingslagern

(Bildquelle: Katharina Eglau)

Kairo – Mehr als die Hälfte der 800.000 irakischen Jesiden sind auf der Flucht. Sie haben Schreckliches durchgemacht. Viele sind schwer traumatisiert und brauchen dringend auch psychologische Hilfe.

Lange schweigt Baba Gawis. Seine Stirn ist tief gefurcht, der Mund unter dem dichten, schwarzen Bart fast unsichtbar. Auf dem Kopf trägt der hoch gewachsene Mann einen beigen Turban, der aus einem Wollband gewickelt ist und ihn als jesidischen Geistlichen ausweist.

„Wir Überlebenden sind genauso tot wie die Ermordeten“, murmelt er plötzlich unvermittelt. „So ein Leben brauchen wir nicht. Dann ist es besser, gleich mit zu sterben.“ Dabei ist es eigentlich die Aufgabe eines religiösen Oberhauptes, seine Mitgläubigen in der Not aufzurichten und zu trösten.

Tausende Männer erschossen

Doch Baba Gawis, Wächter des jesidischen Heiligtums in Lalisch, hat keine Kraft mehr. Er fühlt sich nach den Massakern des „Islamischen Staates“ wie jemand, der bei lebendigem Leibe den historischen Untergang seines Volkes und seiner Jahrhunderte alten Religion mitansehen muss. Besucher empfängt der fromme Mann in einem winzigen Zimmer mit abgewetztem Ecksofa und zugigem Fenster. „Wo gibt es im Leben noch Platz für uns?“, sinniert er, bevor er seine Nerven mit einer hastig gerauchten Zigarette beruhigt.

73 Mal in ihrer Geschichte seien die Jesiden verfolgt und massakriert worden, rechnet er vor. Doch so ein Inferno wie Daesh, wie hier alle abfällig die Terrormiliz des „Islamischen Kalifats“ titulieren, habe sich niemand vorstellen können. 2000 bis 3000 Männer wurden auf der Stelle erschossen, über 5000 Frauen und Kinder aus ihren Dörfern nach Mossul verschleppt und als Sex-Sklavinnen missbraucht – ein Kriegsverbrechen, das der Minderheit ihren Überlebenswillen und ihr moralisches Rückgrat brechen soll.

Überfall der IS-Krieger

Seit jenem Schicksalstag, dem 3. August 2014, als die IS-Gotteskrieger zum ersten Mal mit ihren Jeeps in die jesidischen Dörfer der Sindjar-Ebene einfielen, ist Baba Gawis rund um die Uhr für seine verzweifelten Besucher da. Lalisch, was etwa 60 Kilometer von Dohuk entfernt liegt, ist ihr Heiligtum und Pilgerzentrum. Vor der Apokalypse kamen jedes Jahr Zehntausende die schmale Straße hinauf, die sich durch das für den kurdischen Nordirak typische Karstgebirge schlängelt. Jetzt ist die kleine Anlage mit ihren drei gerippten Spitztürmen praktisch menschenleer.

Nur eine Handvoll junger Männer kümmert sich um die 366 Olivenölkerzen auf dem Gelände, die das ganze Jahre rund um die Uhr als ewige Lichter brennen. Mehr als die Hälfte der 800.000 irakischen Jesiden hat alles verloren. Allein in der Region um die Stadt Dohuk, wo normalerweise 1,3 Millionen Menschen wohnen, sind 750.000 Flüchtlinge gestrandet, darunter auch 250.000 Syrer und zehntausende irakische Christen. Überall in den Ortschaften und entlang der Straßen sieht man Zeltlager oder provisorische Hütten, erkennbar an den blauen Plastikplanen gegen den Regen.

Als Sklavin misshandelt

1500 jesidische Frauen und Kinder sind inzwischen aus den IS-Gebieten zurückgekommen. Einige Geiseln konnten mit Hilfe kurdischer Geheimdienstler fliehen, andere wurden von Verwandten freigekauft, wie vor einer Woche Basma Sharaf, für die ihr tunesischer Besitzer in der syrischen Stadt Tabka 10.000 Dollar verlangte. Zuvor hatte sie in Mosul als Sklavin bei einer eingesessenen arabischen Familie schuften müssen. Von der Mutter und ihren drei Töchtern wurde sie ständig misshandelt und angeschrien. Ihre Rippen schmerzen noch heute von dem Sturz, als ihre Peinigerinnen sie die Treppe hinunterstießen. Und der Sohn der Familie sei unverheiratet gewesen.

„Für eine vergewaltigte Frau ist das Leben die Hölle“, sagt die 34-Jährige, die am 15. August zusammen mit ihren beiden jüngeren Schwestern Faiza und Vian verschleppt wurde. „Wir können nicht mehr lachen. Wir sind nicht mehr wie normale Menschen und müssen ständig daran denken, was uns zugestoßen ist.“ Vater und Mutter sowie einer ihrer vier Brüder werden immer noch vermisst.

Reserviert für den Emir

Im Flüchtlingslager Gali Zakho, wo unweit der Grenze zu Syrien 13.000 Menschen in 3000 Wohncontainern leben, kümmert sich ein Krisenteam der deutschen Organisation Wadi um verstörte Rückkehrerinnen wie Basma. Wadi hat sich seit zwei Jahrzehnten der Stärkung von Menschenrechten und Frauenrechten im Nahen Osten verschrieben. Seine jesidischen Mitarbeiterinnen kennen die strikten Traditionen ihrer Kultur. Sie wissen, dass sich viele junge Frauen niemandem anvertrauen können und vor ihrer Familie voller Scham verbergen, was sie durchgemacht haben. So besorgen sie ihnen heimlich Schwangerschaftstests oder vermitteln eine Abtreibung im Krankenhaus. Manchmal werden die Helferinnen mitten in der Nacht gerufen, weil sich eine der Gepeinigten die Pulsadern aufschneiden will.

Von ihren Erinnerungen geplagt wird auch Faiza, die jüngste der drei entführten Schwestern Sharaf. Nachts mache sie kein Auge zu, wirbelten Bilder durch ihren Kopf, „was die mit uns gemacht haben“. In Mossul seien jeden Abend bärtige IS-Kämpfer, aber auch Männer aus Syrien oder Saudi-Arabien in Zivilanzügen, in das Gebäude gekommen und hätten sich unter den gefangenen Frauen die hübschesten ausgesucht. Die 17-Jährige wurde – wie ihre Bewacher zynisch deklamierten – reserviert für den IS-Emir.

Hilfe für die Frauen in Deutschland

Ihr erster Fluchtversuch misslang, weil ihr früherer Gymnasiallehrer unter dem Vorwand, ihr zu helfen, sie wieder an die Terrormiliz auslieferte. Nach drei Monaten Alptraum konnte sie schließlich mit Hilfe kurdischer Schleuser entkommen – verkleidet mit einer schwarzen Abbaya. „Wenn ich nur irgendwie könnte, ich würde nicht einen Tag länger in diesem Land bleiben“, sagt sie.

So wie die mittlere Schwester Vian der beiden, die inzwischen in Deutschland ist, aufgenommen in Baden-Württemberg, das ein spezielles Therapieprogramm für eintausend schwer traumatisierte jesidische und christliche Frauen eingerichtet hat. „Die Familien sind völlig überfordert. Viele der sexuell misshandelten Frauen sind akut selbstmordgefährdet. Wenn sie nicht behandelt werden, werden sie nicht überleben“, sagt der Psychologe Jan Ilhan Kizilhan, der im Auftrag Stuttgarts die Opfer in den nordirakischen Lagern aufsucht.

Tiefe Wunden

Wie tief eingebohrt deren Wunden sind, erlebten die deutschen Helfer, als sie Ende März per Linienflug die ersten 23 Frauen mit nach Deutschland nehmen wollten. Beim Umsteigen in Istanbul kreuzten sich deren Wege zufällig mit einer Gruppe Mekkapilger mit den üblichen Bärten und langen Gewändern.

Durch den Anblick der islamischen Frommen gerieten die jesidischen Frauen derart in Panik, dass ihnen die deutschen Begleiter schließlich ein Beruhigungsmittel geben mussten.

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Irak: Anschlag im zentralen Karrada-Viertel Bagdads

(Bildquelle: AMEPRES/euronews-screen/mag)

In Bagdad sind bei einem Sprengstoffanschlag mindestens acht Menschen getötet worden, 28 Personen wurden Polizeiangaben zufolge verletzt.

Die Autobombe detonierte im zentralen Karrada-Viertel der irakischen Hauptstadt. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, er trug der Polizei zufolge jedoch die Handschrift der Miliz Islamischer Staat.

Gefängnisausbruch nahe Bagdad

Unterdessen hat die Extremistengruppe 75 Kilometer außerhalb von Bagdad Dutzende Gefangene und Kämpfer aus einer Haftanstalt befreit.

Vor den Toren und Mauern des Gefängnisses brachten sie zwei Autobomben zur Explosion und eröffneten anschließend das Feuer. 16 Sicherheitsbeamte sowie 33 Häftlinge und IS-Kämpfer wurden getötet, wie die Polizei in Bagdad meldete. 30 Häftlinge entkamen, unter ihnen zahlreiche Terrorverdächtige.

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IS befreit Häftlinge im Irak – Dutzende Tote

(Bildquelle: AMEPRES/youtube/euronews-screen/mag)

Mehrere Terrorverdächtige konnten nach einem Angriff auf eine Haftanstalt im Zentralirak fliehen, mindestens 36 Menschen starben. Zu der Aktion bekannte sich die Terrormiliz IS.

Den Angriff eröffneten sie mit Autobomben vor den Mauern des Gefängnisses: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat Dutzende Gefangene und Kämpfer aus einer Haftanstalt im Zentralirak befreit.

Bei der Schiesserei in der Kleinstadt Chalis, 75 Kilometer nördlich von Bagdad, kamen Dutzende Menschen ums Leben. Zur Zahl der Toten und Geflohenen gibt es unterschiedliche Angaben. Der Polizei in Bagdad zufolge wurden 16 Sicherheitsbeamte sowie 33 Häftlinge und IS-Kämpfer getötet. 30 Häftlinge entkamen, unter ihnen neun Terrorverdächtige. Zudem sei der gesamte Waffenbestand der Haftanstalt geplündert worden.

Das irakische Innenministerium hingegen berichtete von sechs getöteten Sicherheitskräften und 30 toten Häftlingen. Zudem seien 40 Gefängnisinsassen geflohen, von denen neun wegen Terrorismusvorwürfen in Haft sassen.

Zu dem Angriff bekannte sich die Terrormiliz IS in der Provinz Dijala. Später bestätigten irakische Sicherheitsbehörden diese Behauptung.

Ähnliche Gefangenenbefreiungen

Der Überfall auf das Gefängnis fügt sich ein in eine Serie ähnlicher «Gefangenenbefreiungen» durch den IS. In der Vergangenheit hatte die Organisation mit Angriffen und Aufständen in den Gefängnissen Hunderte ihrer Kämpfer aus irakischen Gefängnissen befreit: Der Überfall auf Iraks grösste Haftanstalt Abu Ghuraib bei Bagdad im Juli 2013 etwa verhalf 500 bis 1000 kampferprobten Dschihadisten zur Freiheit. Experten sehen in der Erstürmung eines der Schlüsselereignisse bei der Entstehung des IS.

Die Terrormiliz kontrolliert weite Landstriche im Nordirak und im Nordosten von Syrien.

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Nahost: Golfstaaten ohne Flüchtlingskonzept

(Bildquelle: AFP/Getty Images/F. Nureldine)

Die Kriege in Syrien, im Irak, im Jemen und in Libyen gehen unvermindert weiter. Doch die Golfstaaten suchen sich die Flüchtlinge, die sie aufnehmen, sehr genau aus. Ein Kriterium ist dabei offenbar das Bankkonto.

Viele arabische Regierungen stehen in der Kritik. Denn es gibt keine klare Politik zur Aufnahme von Flüchtlingen. Da es oft keine Aussicht auf ein würdiges Leben in der Region gibt, treibt es die Flüchtlinge auf den europäischen Kontinent. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen fand der größte Teil der syrischen Flüchtlinge zwar Aufnahme in den Nachbarstaaten Jordanien und Libanon – beides Länder mit schwieriger Wirtschaftslage. Auch die Türkei hat Hunderttausende syrischer Flüchtlinge aufgenommen. Doch die wohlhabenden arabischen Staaten, insbesondere die am Golf, halten sich auffallend zurück.

Der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel forderte während seiner Reise durch die Golfregion im März die arabischen Golfstaaten auf, den Millionen von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak auf ihrem Staatsgebiet bessere Lebensbedingungen zu bieten. Dies wirft ein Schlaglicht darauf, wie sehr die europäischen Staaten darauf hoffen, die Golfländer würden eine größere Rolle bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise spielen.

Zurückhaltung am Golf

Der saudische Journalist und Analyst Sulaiman al-Uqaili räumt im Gespräch mit der Deutschen Welle ein, dass die Golfstaaten „im Vergleich mit Jordanien und Libanon nur wenige Flüchtlinge aufgenommen“ hätten. Das bedeute aber nicht, dass sie gar nicht geholfen hätten. Die Regierungen am Golf, so Al-Uqaili, hätten schließlich „Milliarden von Dollar“ zur Unterstützung arabischer Flüchtlinge an andere Staaten gezahlt. Zudem habe es eine Vielzahl von Konferenzen für Hilfszahlungen an syrische Flüchtlinge gegeben, zuletzt im März dieses Jahres in Kuwait.

Aber trotz der Zusagen von 3,8 Milliarden Dollar zur Linderung der Not der syrischen Flüchtlinge auf der Kuwaiter Konferenz, bietet kein einziger Golfstaat an, Flüchtlinge auf eigenem Boden aufzunehmen. Auch die Arabische Liga begnügt sich damit, die Spendenfreudigkeit der Ölstaaten zu loben, insbesondere die von Kuwait, das eine halbe Milliarde gespendet hat. Aber die Notwendigkeit eines gemeinsamen arabischen Konzepts oder eines obligatorischen Mechanismus zur Verteilung der Flüchtlingslast spricht auch sie nicht an.

Angst vor Konflikt-Import?

Über eine Million Syrer sind laut UNHCR allein in den Libanon geflüchtet. Somit ist der Libanon das Land der Erde, das gemessen an der Bevölkerungszahl, die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Al-Uqaili glaubt, die Verschlossenheit der Golfländer gegenüber Flüchtlingen habe mit der „Furcht vor einem Import der Krise“ zu tun. Die arabische Welt erlebe gewaltige Umwälzungen, dass man am Golf Angst habe, die Konflikte könnten sich auf eigenem Boden fortsetzen.

Der Ägypter Mutazz Salama vom Al-Ahram-Zentrum für Strategische Studien in Kairo erklärt im Gespräch mit der DW, dass die Golfpolitik gegenüber Flüchtlingen ihre heutige Form angenommen habe, als in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Februar 2012 einige Syrer gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad demonstrierten. Die Behörden entzogen den Betroffenen daraufhin die Aufenthaltsberechtigung und schoben sie ab. Viele Nichtregierungsorganisationen kritisierten das Vorgehen, allen voran Human Rights Watch.

Investoren ja, Flüchtlinge nein

Trotz der Aufrufe der Vereinten Nationen an die Regierungen der Region, Flüchtlingen aus Syrien und anderen arabischen Ländern eine sichere Bleibe zu gewähren, lehnen die Golfmonarchien die weitere Aufnahme von Vertriebenen ab.

Doch die Tür bleibt nicht für alle Flüchtlinge verschlossen: Beobachter kritisieren, dass die Golfstaaten notleidende Flüchtlinge nicht aufnehmen, zugleich aber die reichen Flüchtlinge willkommen heißen.

Der saudische Autor Al-Uqaili betont, dass der Faktor Sicherheit sei nur einer von vielen Aspekten sei, der für die Golfstaaten eine Rolle spiele. Es gebe schlicht auch Interessen, die die Politik am Golf bestimmen, und man öffne den Reichen dort die Tür, weil man diese als Investoren haben wolle. Wer Geld hat, sei willkommen am Golf, und zur Anlockung von Kapital mache man eben auch mal Ausnahmen. Deswegen zeigten sich die Golfstaaten „flexibel“, beim Kapital nicht auf die Nationalität zu achten. Investoren seien immer willkommen, und dies habe zu dem „Missverständnis“ geführt, dass man nur reiche Flüchtlinge aufnehme. Tatsächlich seien diese als Investoren ins Land gelassen worden.

„Willkürliche und chaotische Politik“

Mutazz Salama sieht darin dagegen „das Fehlen eines klaren arabischen Konzepts zur Aufnahme, Integration und Zuweisung von Flüchtlingen, das zu der katastrophalen Situation arabischer Flüchtlinge in arabischen Ländern geführt hat“. Seit der palästinensischen Flüchtlingswelle 1948, über immer wiederkehrende arabische Krisen bis hin zur gegenwärtigen Flucht von Millionen von Syrern vor dem Krieg in Nachbarländer hätten die arabischen Staaten keinerlei Vorkehrungen für solche Fälle getroffen und eine willkürliche und chaotische Politik betrieben.

Amnesty International hat sich kürzlich in einer Stellungnahme schockiert darüber gezeigt, dass reiche arabische Staaten, insbesondere die am Golf, keine syrischen Flüchtlinge bei sich aufnehmen.

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