Schlagwort-Archive: Terrorismus

Dunkle Tage in Israel: Überfall der Hamas und die Historie des Nahoskonflikts

Von Jürgen Dirrigl

Die Hamas startet einen verheerenden Angriff auf Israel. Dieser rückt den Nahostkonflikt erneut in den Fokus. Ein uralter Konflikt, geprägt von Gewalt und Spannungen, der die gesamte Region beeinflusst. Israel befindet sich im Kriegszustand, und die komplexen territorialen und religiösen Fragen bleiben ungelöst.

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BVB-Bekennerschreiben: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“

Persönliche Ziele: „Plan: Angst – Ziel: Angst -Treffer: Angst“ – wie uns personifizierter Terrorismus unsere Helden nimmt und blind macht.

Nach dem Anschlag auf den #BVB wurde bereits ein Tatverdächtiger festgenommen. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Es gibt eindeutige Hinweise auf eine gezielte Tat mit islamistischem Hintergrund, jedoch nur eine sehr dünne Beweislage gegen zwei Verdächtige.

Terror, TERor, TERROR!

Eines hat der Anschlag aber jetzt schon geschafft: Das Wörtchen „Terror“ ist wieder in aller Munde. Und nichts, absolut gar nichts, übertüncht die eigentlichen Fehler, die in Nahost seit Ende des 2. Weltkrieges gemacht werden, besser als das mediale Spiel mit dem Terror. Der Westen lernt nichts aus diesen Fehlern, die spätestens 1953 mit dem Sturz des iranischen Premierminister Mossadegh begannen. Muss er auch nicht, solange stetig genährte Angst in der christlichen Welt zu stetig mehr Hass gegen den Islam führen. Aber auch der islamistische Terrorismus lebt von dieser Angst und der damit einhergehenden Spaltung der Religionen und damit der Guten von den Bösen – den Gefährlichen.

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Dschihadismus: Karak – Angriff auf Jordanien

Die Attacke auf die Kreuzfahrerburg von Karak reiht sich in eine Reihe weiterer dschihadistischer Anschläge ein. Sie zeigen, wie gefährdet Jordanien trotz aller politischen und militärischen Antiterror-Maßnahmen ist.

Sprengstoffgürtel und weitere explosive Materialien, die jordanische Sicherheitskräfte in der Stadt Kerak westlich des Toten Meeres fanden, legen eine Vermutung nahe: Die Terroristen, die am Sonntag zunächst eine Polizeistation und dann Besucher der bei Touristen beliebten Kreuzritterburg der Stadt angegriffen hatten, planten offenbar einen weit größeren Anschlag. So erklärte es der jordanische Innenminister Salemeh Hammad auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag.
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Ägypten/Sinai: Gefangen zwischen Terroristen und Armee

(Bildquelle: picture-alliance/dpa/Gharnouis/Alyoum)

Ägyptens Armee hat den IS-nahen Gruppen auf dem Sinai den Kampf angesagt. Doch auch die ansässige Zivilbevölkerung leidet unter dem harten Vorgehen, berichtet Naomi Conrad. (In Zusammenarbeit mit Heba Farouk Mahfouz / Kairo)

In einem Cafè im Zentrum von Kairo sitzt Saed Ateek, ein schmächtiger Mann mit einem breiten Lächeln und Geheimratsecken. „Ja, ich kannte einen der Anführer der Terrorgruppen auf dem Sinai ziemlich gut“, sagt er. „Shadi al-Manaei ist in einem Nachbarort aufgewachsen und ich habe ihn immer bei unseren Stammestreffen gesehen. Er war ein ganz normaler Typ – so wie du und ich.“

Der Mittdreißiger trägt ein modisches graues T-Shirt und eine Uhr, die aussieht, als sei sie teuer gewesen. Ateek stammt aus Schabana, einem kleinen Beduinenort auf dem nördlichen Sinai, unweit der israelisch-ägyptischen Grenze. Er gehört zu den Sawarkas, dem zweitgrößten Stamm, der auf dem Sinai ansässig ist und Ateek ist politischer Aktivist.

Heute sei Schabana Teil eines „Kriegsschauplatzes“, wie Ateek seine Region nennt. Mindestens 90 Prozent der Einwohner hätten fliehen müssen, erzählt er. Ihm ist anzusehen, dass er es kaum fassen kann: „Schabana ist heute eine Geisterstadt.“

Versteckte Kämpfer

Dass das so ist, geht auch auf das Konto von Männern wie Shadi el-Manaei. Er ist einer von vielen Hunderten gewaltbereiten Islamisten, die seit Jahren auf dem Sinai aktiv sind. Seit dem Sturz des ehemaligen Präsidenten und Muslimbruders Mohamed Mursi durch die Armee 2013, haben ihre Aktivitäten wieder zugenommen.

Zu den Hauptakteuren auf dem Sinai gehört die militante Gruppe “Ansar Beit Al-Makdis”, die sich dem selbst ernannten “Islamischen Staat” (IS) angeschlossen hat. Seither nennt sich die Gruppe „Wilayat Sinai“ – „Provinz Sinai“. Sie haben zahlreiche Terrorangriffe auf die ägyptische Armee auf dem Sinai verübt, bei denen hunderte Soldaten zu Tode kamen. Aber auch in Kairo waren sie bereits aktiv.

Die Armee, die mit Razzien und Ausgangssperren auf die Terrorangriffe reagierte, startete zudem diverse Großoffensiven auf die Extremisten: Nach Angaben der Armee sollen dabei mindestens 500 Terroristen getötet worden sein.

Zwischen 300 und 700 aktive Kämpfer soll die „Provinz Sinai“ haben, so Zack Gold vom Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv. Damit es nicht noch mehr werden, hat es sich der Aktivist Ateek zur Aufgabe gemacht, Jugendliche davon zu überzeugen, sich nicht den militanten Gruppen auf dem Sinai anzuschließen.

Ateek kennt die Vorgehensweise der Extremisten genau: Er hält sein weißes Smartphone in der Hand und zeigt auf ein unscharfes Bild eines SUV, der fast komplett im Sand versunken ist. Dieses Auto ist ein Aufbewahrungsort für Waffen und Vorräte, sagt er und lächelt dabei. „Diese Typen wissen, wie sie ihre Spuren verwischen und einfach verschwinden können.“

Chronisch unterentwickelt

Dass die Terrorbanden auf dem Sinai Zulauf genießen, liegt nicht zuletzt an der hohen Arbeitslosigkeit. Drogenhandel und der Waffenschmuggel florieren und der IS kann auf lokale Helfer bauen, so Gold. „Für 50 Dollar halten sie Ausschau nach der Polizei oder legen improvisierte Sprengsätze.“

Jahrzehnte lang hat die Kairoer Regierung die Halbinsel vernachlässigt. Die Beduinen waren auf sich selbst gestellt und vom Militärdienst ausgeschlossen. Die wenigen Zuwendungen, die die Region erfahren hat, wurden falsch investiert oder sind im Sumpf der Korruption einfach verschwunden, wie ein langjähriger Mitarbeiter der Sinai-Entwicklungsbehörde erzählt, der nicht namentlich genannt werden möchte. Dadurch hätte man in der Bevölkerung Ressentiments gegenüber der Führung in Kairo geschürt und die Extremisten hätten an Zulauf erfahren. Zack Gold kann das nur bestätigen: „Viele Beduinen haben das Gefühl, dass sie nicht Teil des ägyptischen Staates sind. Sie werden de facto aber auch nicht wie Ägypter behandelt.“

Vertrieben von zu Hause

Die Regierung geht mit unverminderter Härte gegen die Angriffe der Islamisten vor: Die ägyptischen Streitkräfte haben bisher die Häuser von 3200 Familien an der Grenze zum Gazastreifen im Zuge einer Kampagne zerstört und die Familien vertrieben. Dieses Vorgehen verstoße gegen internationales Recht. Außerdem seien die Familien nicht ausreichend kompensiert worden, kommentierte die Organisation Human Rights Watch die Vorgehensweise Kairos.
Die Regierung allerdings behauptet, dass angemessene Entschädigungen gezahlt wurden. Es sei notwendig gewesen, diesen kilometerlangen Landstrich entlang der Grenze zum Gazastreifen dem Erdboden gleich zu machen, denn von dort würden die Extremisten über Tunnel zum Gazastreifen Waffen schmuggeln.

Außerdem hat die Armee strikte Ausgangssperren verhängt und Straßensperren aufgestellt. Immer wieder fallen Strom und Telefonnetz aus. „Wir ersticken vor lauter Sicherheitsmaßnahmen. Heute brauchen wir 30 Minuten mit dem Auto für eine Strecke, für die wir früher fünf Minuten gebraucht haben“, erzählt eine 20-jährige Studentin aus Arish, einem Ort im Norden des Sinai via Skype. Zudem habe das Misstrauen in der Bevölkerung zugenommen, erzählt ein anderer Bewohner. Beide wollen namentlich nicht genannt werden.

Bildquelle: picture-alliance / Office of the Egyptian Pesident
Ägypten Präsident Al-Sisi (rechts) hat dem Terror auf dem Sinai den Kampf angesagt. (Bildquelle: picture-alliance / Office of the Egyptian Pesident)

Rache und Verschleppungen

Auch Ateek hat auf dem Sinai viel gesehen und erlebt: Vor zehn Monaten sei ein Freund von ihm entführt worden. Einige Tage später habe man den geschändeten Körper gefunden. Sein Freund habe seine Ablehnung gegenüber dem IS einfach zu offen kundgetan, sagt er.
„Jeder weiß von jedem, wen er unterstützt“, sagt Ateek. Auch über ihn ist bekannt, dass er Aufklärungsarbeit leistet. Daher zieht er ständig um. „Ich habe Angst um mein Leben“, sagt er mit leiser Stimme. Ob er in Kairo sicher sei? Das wisse er auch nicht. Ein Freund von ihm sei kürzlich in Kairo vor seiner Haustür erschossen worden.

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Bin-Laden-Dokumente: «Bereit für ein Selbstmordattentat?»

(Bildquelle: uncredited/ap/keystone)

Wie ein Massenmörder die Welt sah: US-Geheimdienste haben hunderte Dokumente Osama Bin Ladens veröffentlicht. Sie geben Einblick in die Gedankenwelt des Getöteten – und in die bürokratischen Strukturen des Terrors.

Wie einflussreich war Kaida-Chef Osama Bin Laden wirklich in seinen letzten Lebensjahren? War sein Versteck im nordpakistanischen Abbottabad, etwa drei Autostunden von der Hauptstadt Islamabad entfernt, so etwas wie die Kommandozentrale des Terrornetzwerks?

Die US-Geheimdienste haben an diesem Mittwoch auf richterliche Anordnung hin mehr als hundert Dokumente veröffentlicht, die Aufschluss geben über Weltsicht und Mentalität des einstigen Top-Terroristen und seiner Anhänger.

Briefe, Anweisungen, Schriftstücke

Die Papiere stammen direkt aus Bin Ladens Besitz, wurden beim Zugriff der US-Spezialeinheit Navy Seals am 2. Mai 2011 in Abbottabad gefunden (die Dokumente können Sie hier einsehen). Darunter finden sich unter anderem Briefe, die Bin Laden an seine Familie geschrieben hat, Anweisungen an al-Kaida sowie Dutzende Schriftstücke, deren Verfasser oder Adressaten nicht zu erschliessen sind. Ein Überblick:

Die banal-bürokratischen Strukturen des Bösen illustriert ein Aufnahmeformular für den Dschihad in Afghanistan und Pakistan. Man möge es, so die Anweisung, falls nicht auf Arabisch dann in der Sprache ausfüllen, die man beherrsche. Neben Name, Alter, Beruf, Hobbys, Sprachkenntnissen wird gefragt, wie viel vom Koran man auswendig rezitieren könne. «Arbeitet jemand aus Ihrer Familie oder aus Ihrem Freundeskreis für die Regierung [gemeint ist vermutlich die pakistanische; Anm. d. Red.]? Wenn ja, wäre er/sie bereit zu kooperieren oder zu helfen?» Und dann: «Sind Sie bereit, ein Selbstmordattentat auszuführen?» Der Interessent muss am Ende noch angeben, ob er irgendwelche Erbkrankheiten hat und wer im Falle seines Märtyrertodes benachrichtigt werden soll: Adresse, Telefonnummer.

So sah ein «Bewerbungsformular» aus. (Bildquelle: J. David Ake/ap/keystone)
So sah ein «Bewerbungsformular» aus. (Bildquelle: J. David Ake/ap/keystone)

Aus den Dokumenten geht hervor, dass Bin Laden im «Arabischen Frühling» die Chance sah, den Einfluss des Westens in der Region zu schwächen. Die «gigantischen Ereignisse» würden «muslimisches Land von amerikanischer Vorherrschaft befreien», schreibt er in einem Brief. Ägypten sei dabei das wichtigste Land, der Fall von Mubarak werde «zum Fall der restlichen Tyrannen in der Region führen». Er stelle fest, dass die westlichen Staaten «schwach» seien und ihre internationale Bedeutung abnehme.

Fokus auf die USA

Zuvor war Bin Laden fixiert auf die USA. Der Fokus der Kaida-Aktivitäten «sollte darauf liegen, die US-Bevölkerung und ihre Vertreter zu ermorden und zu bekämpfen», heisst es in einem Papier. Den Kampf gegen den Westen nennt er einen «Dritten Weltkrieg».

Gross ist die Angst vor US-Drohnenschlägen. Die Angriffe «besorgen und erschöpfen uns», heisst es in einem Dokument, der Gegner «profitiert sehr». Viele Terrorfunktionäre seien ums Leben gekommen. Bin Laden selbst erteilt in einem Brief aus dem August 2010 seinen Getreuen den Rat, sich nur «an bewölkten Tagen» aus dem Haus zu bewegen, um der Überwachung aus der Luft zu entgehen.

Im selben Brief warnt der Terror-Anführer vor E-Mail-Kommunikation. «Wir sollten davon ausgehen, dass der Feind unsere E-Mails lesen kann», denn: «Die Computer-Wissenschaft ist nicht unsere Wissenschaft und wir haben sie nicht erfunden.»

Keine Arztbesuche möglich

In einem weiteren Dokument werden diverse Probleme aufgelistet, darunter das schwierige Management der Terror-Immigranten. «Wir haben Araber, Usbeken, Türken, Turkmenen, Leute vom Balkan, Russen, Deutsche und andere. Da ist so viel Chaos, wir versuchen das zu beheben.»

Einen «Islamischen Staat» lehnte Bin Laden offenbar ab, vorerst zumindest. In einem Brief rät er, man solle sich auf den «Hauptfeind» konzentrieren und US-Botschaften in Afrika attackieren.

Vieles ist private Korrespondenz. In mehreren Schreiben fragt Bin Laden Verwandte nach dem Wohlbefinden anderer Familienangehöriger, äussert immer wieder den Wunsch nach einem Wiedersehen. Vor der Rückkehr einer seiner Ehefrauen aus Iran bittet er sie, «alle medizinischen Bedürfnisse, insbesondere wenn es um Deine Zähne geht», noch zuvor zu erledigen – «denn unsere Sicherheitssituation hier erlaubt uns keinen Arztbesuch». Briefe von Angehörigen finden sich unter den Abbottabad-Dokumenten ebenso. So berichtet etwa Bin Ladens Sohn Khalid einem Adressaten von seiner Verlobung.

Eines der gesicherten Dokumente aus Bin Ladens Versteck. (Bildquelle: epa/odni)
Eines der gesicherten Dokumente aus Bin Ladens Versteck. (Bildquelle: epa/odni)

Keine Autos aus Deutschland

Mal spendet Bin Laden den afghanischen Taliban Trost nach dem Tod mehrerer Kämpfer, mal schickt er dem pakistanischen Taliban-Chef Hakimullah Mehsud, der Ende 2013 von den USA per Drohne getötet wurde, freundlich formulierte Anmerkungen und Kritik zu religiösen und politischen Themen.

Ein Papier listet wirtschaftliche Fakten über Deutschland auf. Ein Boykott der deutschen Automobilindustrie, so heisst es dort, werde zu Jobverlusten und geringeren Steuereinnahmen für die Regierung führen. Güter aus Deutschland könne man am besten durch japanische oder südkoreanische Produkte ersetzen.

Manch Dokument ist unfreiwillig komisch. In einer Art Terrorhandbuch etwa heisst es, bereits bestehende amerikanische Anti-Regierungsorganisationen sollten mobilisiert werden.

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Deutsche Dschihadisten auch in Somalia

(Bildquelle: picture-alliance/AP Photo/Shelkh Nor)

Nicht nur in Syrien und dem Irak kämpfen junge Männer aus Deutschland für islamistische Terrorgruppen – auch in Somalia sind offenbar deutsche Extremisten aktiv.

Insgesamt 15 deutsche Dschihadisten kämpfen nach einem Bericht des Magazins „Focus“ auf der Seite der islamistischen Terrororganisation Al-Shabaab im ostafrikanischen Somalia. Dies gehe aus der Anklage der Bundesanwaltschaft gegen sechs Bonner Somalia-Rückkehrer hervor, heißt es in dem Blatt.

Anschläge und Terrorangriffe

Die Al-Shabaab-Miliz (Artikelbild) verbreitet in Somalia und in Nachbarländern wie Kenia Angst und Schrecken. Immer wieder verübt die Organisation Anschläge und Terrorangriffe mit vielen Toten. Erst am Freitag waren bei einem Überfall der Dschihadisten auf zwei somalische Militärposten 25 Menschen getötet worden, zehn Soldaten und 15 Islamisten. Seit 2008 steht Al-Shabaab auf der US-Liste terroristischer Organisationen.

Fünf der angeklagten Bonner Dschihadisten hätten in einem Trainingscamp von Al-Shabaab eine monatelange Ausbildung an schweren Waffen und Handgranaten erhalten, schreibt der „Focus“ weiter. Danach seien sie an der Front gegen somalische Regierungstruppen eingesetzt worden. Einige aus der Gruppe rechneten laut Anklage damit, als Selbstmordattentäter zu sterben und hatten von sich Abschiedsvideos drehen lassen.

Flucht in Kenia gestoppt

Angesichts der Gefahr durch die Drohnenangriffe durch US-Streitkräfte und wegen der Streitigkeiten in der Führung von Al-Schabaab hätten die Angeklagten aber nach rund einem Jahr genug vom Kämpfen gehabt und seien aus Somalia geflohen. Im August 2014 wurden sie in der kenianischen Hauptstadt Nairobi von Sicherheitskräften festgesetzt und nach Deutschland abgeschoben, so das Magazin.

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Mädchen zündet Bombe auf Markt in Nigeria

(Bildquelle: picture-alliance/AP Photo/A. Adamu)

Der Nordosten Nigerias kommt nicht zur Ruhe. Extremisten setzten erneut ein Mädchen als Selbstmordattentäterin ein. Der Busbahnhof der Stadt Damaturu war schon öfter Ziel von Anschlägen der Boko Haram.

Bei einem Bombenanschlag im Bundesstaat Yobe im Nordosten Nigerias sind zahlreiche Menschen getötet worden. Die Attentäterin riss mindestens sieben Menschen mit in den Tod. Etwa 30 Menschen wurden verletzt. Sieben Opfer befänden sich in einem kritischen Zustand, teilten Mediziner mit. Bei den meisten Anschlagsopfern handele es sich um Frauen und Kinder. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat.

Ein Mädchen im Alter von höchstens 13 Jahren habe einen unter ihrem muslimischen Gewand versteckten Sprengsatz gezündet, teilten Polizei und Augenzeugen mit. Wegen ihres Alters sei sie am Zugang zum belebten Markt in der Stadt Damaturu anscheinend nicht kontrolliert worden. Der Markt liegt in der Nähe des Busbahnhofs. „Sie war so ein kleines Mädchen, von dem niemand gedacht hätte, dass es für so einen heimtückischen Akt benutzt würde“, sagte Lawan Biu, ein Bewohner der Stadt, der Deutschen Presse-Agentur.

Boko Haram erobert Stadt Marte

Erst am Freitagabend hatte Bornos stellvertretender Gouverneur Alhaji Zannah mitgeteilt, dass die islamistische Terrorgruppe Boko Haram die Stadt Marte im äußersten Nordosten nahe der Grenze zu Kamerun in ihre Gewalt gebracht habe. „Das ist ein schwerer Rückschlag“, sagte er. Anfang der Woche hatte Boko Haram bei zwei Überfällen in der Nähe von Maiduguri, der Hauptstadt Bornos, 79 Zivilisten und drei Soldaten getötet.

Damaturu ist die Hauptstadt des Bundesstaates Yobe, der zum Kerngebiet der radikalislamischen Miliz Boko Haram gehört. Dort hat die Miliz, die seit Mitte 2009 für einen islamistischen Staat im Norden Nigerias kämpft, wiederholt Anschläge und Überfälle verübt. Seit 2009 soll die Terrorgruppe mehr als 14.000 Menschen getötet haben. Zuletzt wurden die Extremisten vom Militär und einer multinationalen Truppe allerdings zurückgedrängt.

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Nordnigeria: Boko Haram hinterlässt verbrannte Erde

(Bildquelle: AMEPRES/euronews-screen/mag)

Nachdem die Regierungstruppen weite Teile Nordnigerias aus den Händen der radikalislamischen Boko Haram zurückerobert haben, kehren langsam die ersten der 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge in ihre Heimatorte zurück.

Doch wegen der zerstörten Brücken und der verminten Straßen ist das Leben der Rückkehrer nicht einfach: “Noch ist keine Normalität eingekehrt. Die Lage ist schwierig. Vorher gab es Frieden und Straßen. Jetzt haben wir keine Straßen mehr. Die Brücken wurden zerstört. Gestern brachten die Händler Waren zum Markt, aber selbst wenn man etwas kaufen kann, kann man es nicht nach Hause transportieren, weil es keine Brücken mehr gibt. Die Leute kaufen nichts mehr und die Händler bringen die Waren nach Mubi. Wir leiden sehr darunter”, schildert Naomi Gago aus Michika.

Im vergangenen Jahr hatten die Boko-Haram-Kämpfer die Regierungstruppen überrannt und weite Teile der Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe unter ihre Kontrolle gebracht. Sie waren sogar nach Kamerun, Niger und in den Tschad vorgestoßen.

Das nigerianische Militär wird in seinem Kampf gegen die Islamisten von Truppen aus den Nachbarländern unterstützt.

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Pakistan/USA: Tötung von Bin Laden – Journalist wirft US-Regierung Lüge vor

(Bildquelle: dpa)

Washington – Im Alleingang haben die USA Osama Bin Laden aufgespürt und getötet: So die offizielle Version. Alles gelogen, behauptet jetzt ein US-Journalist.

Die von US-Präsident Obama persönlich autorisierte Tötung von El Kaida-Chef Osama Bin Laden im Mai 2011 in Pakistan durch eine Elite-Einheit des amerikanischen Militärs soll von A bis Z von Lügen und politisch motivierten Aussagen der Regierung in Washington begleitet gewesen sein.

Diesen massiv Vorwurf erhebt der bekannte US-Journalist Seymour Hersh in der renommierten „London Review of Books“. Der 78-jährige Enthüllungs-Reporter hat unter anderem das von US-Soldaten begangene Massaker von My Lai 1968 im Vietnam-Krieg und den Folterskandal der US-Armee im irakischen Abu Ghraib ans Licht gebracht. Er wurde dafür mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

Seymour Hersh: „Unverschämteste Lüge“

In dem 10.000 Wörter langen Bericht, der am Sonntag öffentlich wurde, zeichnet der in Washington lebende Journalist vier Jahre nach dem Zugriff auf Bin Laden das Bild eines Einsatzes nach, an dessen offizieller Darstellung so gut wie nicht gestimmt habe. Um Obama als tatkräftigen Kämpfer gegen den islamistischen Terrorismus erscheinen zu lassen, sei die „Erzählung“ über das Ende Bin Ladens mehrfach „frisiert“ worden, so Hersh.

Als die „unverschämteste Lüge“ bezeichnet der langjährige Mitarbeiter des Magazins „New Yorker“ die Darstellung der US-Regierung, dass die Kommando-Aktion gegen den damaligen Chef des Terror-Netzwerks El Kaida eine „rein-amerikanische“ Angelegenheit gewesen und ohne Mitwissen pakistanischer Stellen geschehen sei.

Schlichter Verrat

Laut Hersh waren die seinerzeit wichtigsten Funktionäre Pakistans – Generalstabschef Kayani und ISI-Geheimdienst-Direktor Pasha – im Detail nicht nur eingeweiht. Sie sollen den Überfall auf Bin Laden, der bereits seit 2006 von Pakistan als Druckmittel gegenüber den Taliban in der Garnisonsstadt Abbottabad in Gefangenschaft gehalten worden sei, abgesegnet und dafür gesorgt haben, dass die bei der Mission eingesetzten US-Hubschrauber nachts ungehindert von Afghanistan aus in den pakistanischen Luftraum eindringen und landen konnten.

Erfunden, so Hersh, war die Darstellung, der Geheimdienst CIA habe den El Kaida-Chef durch die mit Hilfe von erzwungenen Geständnissen Inhaftierter möglich gewordene Beschattung von Kurieren dingfest gemacht, die Bin Laden in Abbottabad regelmäßig besucht haben sollen. Vielmehr habe ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter Bin Laden schlicht verraten und sich so den Löwenanteil des von den USA ausgelobten Kopfgeldes von 25 Millionen Dollar gesichert. Der Tipp-Geber lebe heute in Washington und berate die CIA.

Hersh schildert – meist unter Bezug auf eine einzige anonyme Quelle aus dem US-Sicherheits-Apparat – detailliert, dass viele vom Weißen Haus in den Tagen nach der Militäraktion öffentliche gemachte Details über den Zugriff nicht der Wahrheit entsprochen haben sollen. Weder sei Bin Laden im Laufe eines Feuergefechts gestorben, sondern – unbewaffnet und von Krankheit gezeichnet – zielgerichtet liquidiert worden. Noch habe es die behauptete Bestattung der Leiche Bin Ladens nach muslimischem Recht auf dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ gegeben. Die CIA habe die sterbliche Überreste vielmehr nach Afghanistan gebracht.

Bin Laden als aktiver Top-Terrorist? „Schwindel“

Die Aussagen der US-Regierung, Bin Laden sei zum Zeitpunkt der Kommandoaktion eine aktive Führungsfigur im Netzwerk des islamistischen Terrorismus gewesen, was sichergestellte Computer angeblich belegt haben, sind nach Hershs Recherchen „Schwindel“ gewesen. Das hätten Auswertungen Dutzender Dokumente ergeben.

Das Weiße Haus nahm bislang (Stand 18 Uhr deutscher Zeit) keine offizielle Stellung, gleichwohl wurde im Laufe des Montags mit einem scharfen Dementi gerechnet. Der frühere Direktor des Geheimdienstes CIA, Mike Morell, bezeichnete den Bericht als „komplett falsch“. Pakistan sei „erbost“ gewesen über den geheim gehaltenen Einsatz und habe vorher auf Geheiß von Obama nichts davon erfahren. Diverse US-Medien zitierten den Hersh-Bericht umfassend, ließen allerdings erhebliche Zweifel an der Belastbarkeit der Vorwürfe erkennen. Hersh wird vor allem vorgehalten, keine eindeutigen Belege und so gut wie keine namentlich benannten Quellen für seine Anklage vorzubringen. Peter Bergen, Terror-Experte des Senders CNN, und ein intimer Kenner der Osama Bin Laden-Tötung, bezeichnete die Arbeit Hershs als „Mischmasch aus Unsinn, der durch eine Vielzahl von Augenzeugenberichten widerlegt ist, unbequemen Fakten und gesundem Menschenverstand.“

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